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Manchmal läuft das Leben nicht so, wie man sich das wünscht. Manchmal hat man einfach einen schlechten Tag. Und manchmal können Sekundenbruchteile ein ganzes Leben verändern.

Lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich überhaupt ein Wort über dieses Thema hier verlieren soll. Aber nachdem ich in meinem “normalen” Leben damit ganz offen damit umgehe, fühlt es sich irgendwie auch falsch an, diese Geschichte nicht anzusprechen. Auch, weil es einen so großen Einfluss auf mich und mein Leben nimmt und genommen hat.

Heute vor genau 9 Jahren habe ich das letzte Mal auf dem Pferd gesessen. Es war ein sonniger, warmer Tag. Ich kam von der Arbeit nach Hause, habe gegessen, bin in den Stall. Alles musste ziemlich rasch gehen, damit ich zur Zeit da bin. Und ich war so froh, dass ich mich heute mit der Pferdebesitzerin verabredet hatte. So konnten wir uns beim Reiten abwechseln und sie hat schonmal mit dem Warmreiten angefangen, als ich ankam. Alles lief gut, bis auf diesen einen falschen Tritt, der meine Reitbeteiligung ins Rutschen brachte…
Meine Verletzung war schwer, wenig ansehnlich, ein heftiger Beinbruch.

Heute weiß ich gar nicht mehr, was schlimmer war, dieser Moment, in dem dieser Unfall passiert ist, das Warten auf den Notarzt oder die geschlagenen Acht Monate Zwangspause, in denen immer wieder neue Komplikationen auftraten, bis endlich alles wieder gut war. Okay, fast alles. Denn eines war von Anfang an klar: Auf mein Bein werde ich wohl für immer ganz besonders aufpassen müssen.

Acht Monate Auszeit hieß für mich auch, dass ich meine Ausbildung wohl ein Jahr später abschließen werde. Es hieß, dass ich meine Teilnahme an der Klassenfahrt absagen musste, dass mein Chef und meine Kollegen diesmal nicht auf mich zählen können. Und das für lange Zeit.

Zuvor waren meine Zukunftspläne klar: Ich werde meine Ausbildung zur Fotografin abschließen und dann Journalismus studieren.
Aber was, wenn ich beide Jobs eher früh als spät aufgeben muss, weil doch noch etwas dazwischen kommt? Und wie kann ich die Pferde in meinem Leben behalten?

 

 

Lange Zeit war für mich klar, dass Pferde Teil meiner Freizeit sein sollen, nicht meines Berufs, ganz bewusst nicht.

Doch das musste nun irgendwie sein. Bereits wenige Wochen vor meinem Unfall habe ich mich mit dem Studiengang Pferdewirtschaft beschäftigt. Denn damit würden mir viele Wege offen stehen. Journalismus, Fütterung, Zucht, Haltung, Verwaltung im Pferdesektor und vieles mehr.

So viele Fragen, während ich schnurstraks auf meinen 21. Geburtstag zusteuerte und im Hier und Jetzt gerade dabei war zu lernen, wieder einen Fuß vor den anderen zu setzen. Eine schwierige Zeit.

Nichts passiert umsonst im Leben. Und während einer meiner Berufsschullehrer schon damit gerechnet hatte, dass ich die Ausbildung abbrechen werde, hat mir meine Arbeit geholfen, über so manchen Schatten zu springen. Bewegungen durchzuführen, von denen ich dachte, dass diese nach dem Unfall gar nicht mehr gehen können, über Wiesen zu rennen, obwohl ich dachte, dass würde mal so überhaupt nicht mehr gehen.

Das Studium in Pferdewirtschaft habe ich dann nach der Ausbildung tatsächlich durchgezogen, inklusive meines Praxissemesters bei der Edition Boiselle, dass mich gerade in Sachen Pferdefotografie nochmal ein großes Stück weiter gebracht hat – obwohl mein Berufsschullehrer schulterzuckend meinte: “Das kann sie halt einfach.”

Mir war schnell klar, dass die Fotografie mir viel geholfen hat, wieder in die Normalität zurückzufinden. Viel länger habe ich mich aber gefragt, was es meinen Bildern genutzt haben könnte, dass ich damals einfach Pech und diesen Unfall hatte. Inzwischen bin ich mir sicher: Meine Bilder haben im Vergleich zu vorher sehr stark an Ausdruck gewonnen.

Und inzwischen versuche ich bewusst, diese unerschütterliche Liebe zu den Pferden, die hinter jedem Bild steckt, ganz bewusst auszudrücken. Und unerschütterlich muss sie sein, denn auch wenn ich seither nicht wieder auf einem Pferderücken gesessen habe, war ich immerhin verrückt genug, dieses Studium zu wählen und durchzuziehen.

 

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